Digitales Regiebuch – Teil 3/3
Seit Frühling 2020 führe ich meine Regiebücher digital auf meinem Tablet, was eine ganze Reihe an Vorteilen mit sich bringt. In diesem Beitrag werde ich auf konkrete Hilfestellungen eingehen, falls du selbst ein digitales Regiebuch erstellen möchtest. In einer Schritt-für-Schritt-Anleitung werde ich erläutern, wie ich mein Regiebuch vor Beginn einer Produktion anlege. Außerdem findest du hier Tipps zum Handling.
Falls du mehr rund ums digitale Regiebuch wissen möchtest: Hier gehe ich auf die Anforderungen eines Regiebuchs im Musiktheater sowie die Vor- und Nachteile der digitalen Lösung ein. Zum Schluss teile ich mein Fazit anhand meiner persönlichen Erfahrungen nach einer Spielzeit.
Und hier erläutere ich, was du bei der Hardware- und Software-Auswahl beachten solltest, und nach welchen Kriterien ich mein Gerät & Programm ausgewählt habe.
Wie ich mein digitales Regiebuch vorbereite
Um ein Regiebuch für eine Produktion zu präparieren, benötige ich bei einem etwa zweistündigen Stück alles in allem maximal 4 Stunden Arbeitszeit (plus 2 Stunden um den Klavierauszug durchzustoppen). Dafür gehe ich die folgenden Schritte – natürlich sind einige davon individuell:
- Inhaltliche Vorbereitung: Klavierauszug als PDF organisieren. Was ich als erstes grundsätzlich immer mache (egal ob digital oder analog):
- Gesangsstimmen in unterschiedlichen Farben markieren (bessere Übersichtlichkeit und Szenario geht viel schneller)
- Bei Seiten mit Wiederholungszeichen die zu wiederholenden Stellen als Noten einfügen
- Klavierauszug durchstoppen mithilfe der Ton-Aufnahme (sodass auf jeder Seite die aktuelle Zeit steht)
- Schreib-Platz schaffen: Als nächstes lade ich mir die Datei in ein PDF-Formatierungs-Programm (in meinem Fall PDF Expert Pro), in dem ich mir die Seiten so formatiere, dass ich rechts neben den Noten und oben über den Noten genug Platz zum Schreiben habe.
- Seitenformat anpassen (optional): Dann passe ich das Format so an, dass es in GoodNotes auf meinem iPad genau den ganzen Bildschirm ausfüllt. Ich achte dabei immer auf einen Kompromiss zwischen einer sehr guten optischen Qualität und einer geringen Dateigröße (möglichst unter 20 MB für das ganze Regiebuch)
- Technische Übersicht & Grundriss einfügen: Als nächstes lade ich die Datei dann wieder in GoodNotes und
- erstelle mir oben meine Leiste für meine Requisiten-, Beleuchtungs-, Technik- usw. -Übersicht
- Außerdem kommt bei mir oben rechts auf jede Seite ein Grundriss der Bühne
- Ich lege also alles auf der ersten Seite so an, wie ich es haben will, und dann copy-paste ich es für alle Seiten
- Ich exportiere das Dokument und importiere es dann neu, damit diese Elemente sozusagen fest in die Datei integriert werden und ich sie später nicht mehr aus Versehen verschieben kann.
- Szenenübersicht („Gliederung“) erstellen: Nun werden die letzten Schritte durchgeführt:
- Ich erstelle mir eine „Gliederung“, sodass ich schnell zu den einzelnen Szenen / Nummern springen kann
- Auf jeder Seite füge ich rechts mittig noch mal einen Grundriss ein (dieses Bild möchte ich später noch bewegen können – so hat man beim Mitschreiben immer einen Grundriss „parat“, den man auch verschieben / duplizieren / die Größe verändern kann usw.)
- Inhalte einarbeiten: Zum Schluss arbeite ich noch alle Infos aus den technischen Plänen & Protokollen ein, die ich kriegen kann (Einrichtungen + Modellfotos der einzelnen Bilder, Umbauten, etc.) That‘s it.

Handling & Tipps

- Seitenformat auswählen: Am Anfang habe ich das Regiebuch immer quer genommen, also hatte dann wie bei den meisten analogen Regiebüchern links eine „Seite“ mit den Noten und die rechte Hälfe war frei für Notizen. (Die Notengröße war dann ungefähr so groß wie in einem A5-Regiebuch). Ich habe aber festgestellt, dass es hochkant für mich besser funktioniert, weil die Noten etwas größer sind und ich persönlich rechts meistens nicht so viel Platz brauche. Wenn ich aber eine sehr aufwendige Inszenierung erwarte oder weiß, dass es bei dem Regisseur immer sehr viel zu schreiben gibt, würde ich vielleicht auch für diese Produktion wieder umsteigen auf das Querformat.
- Übersichtlichkeit: Normale Notizen schreibe ich in dunkelblau. Auftritte, Abtritte und Chor-Aktionen sind rot und teils fett. Requisiten werden grün, Kostümteile lila markiert. Wenn ich sehr viel schreiben muss, kriegen manchmal Statisten oder Figuren mit „Parallel-Aktionen“ eine extra Farbe
- Requisiten nachverfolgen mit Hilfe von Emoji-Suche: Bei Requisiten, die extrem viel wandern: Da markiere ich an jeder „Station“, also jeder Übergabe etc., die Stelle mit einem Emoji. Nach diesem Emoji kann man nämlich auch suchen und dann kann man die komplette „Reise“ des Requisits nachvollziehen (natürlich kann man auch einfach nach dem Requisit selbst, also dem Wort, suchen. Aber nicht jedes Mal, wenn man das Requisit erwähnt, wechselt es seinen Besitzer oder Standort. Oder wenn es ein Requisit ist das auch ein Verb hat – z.B. „Fächer“ -> „fächern“, dann wird mir auch jedes einzelne Mal angezeigt, wenn sich jemand zufächert)
- Beleuchtung & technische Vorgänge: Ähnlich mache ich es bei Beleuchtungsstimmungen, Ton- und Video-Cues und Einrufen für Gewerke: Jedes Gewerk bekommt seine eigene Farbe und dann wird an die entsprechende Stelle ein buntes Kästchen (von den Emojis) eingefügt. Diese kann man sich dann ebenfalls durch die Suche einfach chronologisch anzeigen lassen und mit einem „Klick“ von einer zur nächsten Stelle springen. Bei Beleuchtungsstimmungen schreibe ich wie in einem analogen Regiebuch auf den bunten Punkt die Ziffer der Stimmung
- Auf- und Abtritte: Ebenso markiere ich Auftritte, Abtritte usw. Man kann sich da bei Bedarf einen kleinen „Code“ erstellen, je nachdem wie komplex die Inszenierung ist. Z.B.: Bei mir ist Auftritt allgemein ein Schuh, einer von rechts ein Stern, von links ein Kleeblatt, man könnte noch einen Ziffer-Emoji für die entsprechende Gasse einfügen, und jede Figur bekommt auch einen Emoji. Ab ist ein Kreuz. Dann kann ich mir z.B. alle Auftritte insgesamt / alle von rechts / alle von Figur XYZ / alle Auf- und Abtritte von der 1. Gasse rechts anzeigen lassen. (So komplex mache ich es aber wirklich nur bei aufwendigen Inszenierungen, sonst markiere ich maximal die Auftritte mit Schuh / Kreuz und der Figur.)
- Choraufstellungen: Bei Chorproben mache ich von jeder Aufstellung / neuer Position ein Foto, das ich direkt auf der Seite einfüge, und beschrifte die Personen, damit man sie noch schneller wiederfinden kann
- Alte Fassungen archivieren: Wenn ich das Gefühl habe, dass ein Regisseur sehr viel ausprobiert und es sein könnte, dass er „zurückändert“, erstelle ich regelmäßig Kopien vom Regiebuch, um im Bedarfsfall ganz schnell alte Versionen wiederzufinden (ansonsten geht das aber auch über die Backups). Gestrichene Szenen usw. archiviere ich sowieso extra.
- Weiteres: Ansonsten erledige ich übrigens auch alles andere über mein iPad: Aufgabenverwaltung, Mails, Szenario, allgemein alle Pläne, Erstellung von Meeting-Protokollen, etc. …
- Beleuchtungsproben: Bei Beleuchtungsproben mache ich von jeder Stimmung ein Foto und füge es in den Beleuchtungsablauf ein (den erstelle ich aber meistens in Pages, also der Apple-Variante von Word).
- Nach Ende der Produktion wird das Regiebuch (je nach Bedarf des Hauses) im PDF-Format an die Bibliothek geschickt zum Ausdrucken & Binden.

Weitere Infos
Hier gehe ich auf die Anforderungen eines Regiebuchs im Musiktheater sowie die Vor- und Nachteile der digitalen Lösung ein. Zum Schluss teile ich mein Fazit anhand meiner persönlichen Erfahrungen nach einer Spielzeit.
Und hier erläutere ich, was du bei der Hardware- und Software-Auswahl beachten solltest, und nach welchen Kriterien ich mein Gerät & Programm ausgewählt habe.
Falls du eine Funktion kennst, die ich noch nicht entdeckt habe, würd ich mich voll freuen wenn du in den Kommentaren davon berichtest! 🙂