2018/19 absolvierte ich ein FSJ Kultur als Regieassistentin an der „Tischlerei“, der zweiten Spielstätte der Deutschen Oper Berlin. Im Rahmen des eigenständigen FSJ-Abschlussprojekt inszenierte ich zum ersten Mal eine Kurzoper, die am 15. Juni in der „Tischlerei“ halböffentlich uraufgeführt wurde. „Tolleranzia“ wurde von Alex Chorny (Student an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin) komponiert, die Texte schrieb Jan Rymon, und die Oper basiert auf einer Story, die ich verfasst habe.

Zu unserer Veranstaltung kamen schätzungsweise 80 Zuschauer, bestehend aus vielen Studierenden, Professoren, Freunden, Mitarbeiter*innen am Haus und anderen. Diese hatten wir persönlich eingeladen oder über unsere private Facebook-Veranstaltung / Mund-zu-Mund-Propaganda erreicht.
Von 20 Sekunden Film zu 20 Minuten Oper

Die Geschichte hatte ich vergangenes Jahr bereits verfilmt – denn vor Beginn meines FSJ wollte ich Film-Regisseurin werden. Bereits kurz nach Beginn meines FSJ Kultur im September überlegte ich, wie ich das eigenständige Projekt am besten nutzen könnte, um für diesen Beruf möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Und da kam schnell der Gedanke: Warum eigentlich nicht eine eigene Inszenierung auf die Beine stellen? Auf der Grundlage des Drehbuchs für meinen Kurzfilm? In der „Tischlerei“, der Studiobühne der Deutschen Oper Berlin? Natürlich gibt es bei dem Inszenieren für Oper bzw. Film einige gravierende Unterschiede – und genau die wollte ich kennenlernen und erleben.

Nachdem das Projekt Mitte Oktober in der „Tischlerei“ angenommen wurde, knüpfte ich selbstständig an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Kontakte und gewann im Januar 2019 den Kompositionsstudenten Alex Chorny. Dieser komponierte von März bis Mai eine 20-minütige Kurzoper auf der Grundlage zweier zwanzigsekündiger Szenen aus meinem Kurzfilm „Tolleranzia“ (insgesamt 13 min). Während sich der Film auf den Plot fokussiert, geht es in der Oper um die Reflexion der Figuren.
Im April stand der Programmablauf fest: Erst wurde mein Kurzfilm gezeigt, nach einer kurzen Umbaupause fand die Uraufführung statt und anschließend gab es eine kleine Party in der „Tischlerei“. Meine „pädagogische Beutreuerin“ der Deutschen Oper führte durch den Abend.

Alex organisierte bis Mai acht Studierende für ein kleines Orchester und wir konnten gemeinsam drei Master-Gesangsstudierende gewinnen, die Anfang Juni ihre Partien einstudierten (mit Hilfe eines Korrepetitions-Dozenten sowie einer -Studierenden). Nachdem sie musikalisch geprobt hatten, probierten wir szenisch für 7 Tage – meist in der „Tischlerei“, sonst in der Hochschule oder auf einer Probebühne der Deutschen Oper. Außerdem hatten wir in den letzten Probentagen bereits eine kleine Beleuchtungsprobe sowie am Tag vor der Premiere die technische Einrichtung, bei der die Technik das (überschaubare) Bühnenbild aufbaute, den Beamer für den Film einrichtete usw.

Der Tag der Premiere war sehr aufregend: Nach der Sound-Einrichtung am Nachmittag erlebte ich meine bisher anstrengendste Beleuchtungsprobe. Direkt im Anschluss fand die Generalprobe statt, und danach war nur noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Beginn der Veranstaltung – die wir mit Video-Check und anderen Vorbereitungen verbrachten. Ich hatte nicht einmal mehr Zeit, mir etwas anderes anzuziehen. Und dann ging es schon los!

Ich bin sehr dankbar für die großartige Unterstützung, die ich vom ganzen Haus erhielt. Der Beleuchtungsmeister und der Tonmeister engagierten sich beide sehr. Das KBB kommunizierte mein Projekt im Haus und stellte mir Probenräume zur Verfügung. Wir konnten ein Programmheft im „Tischlerei“-Layout erstellen und drucken lassen, für das die künstlerische Leiterin der Tischlerei ein Grußwort schrieb. Dramaturgen und meine pädagogische Betreuerin besuchten meine Proben und gaben uns Hinweise. Ohne meine pädagogische Betreuerin wäre das ganze Projekt ohnehin niemals möglich gewesen, da sie es nach außen hin vertreten, es mit durchgesetzt und mich immer wieder in organisatorischen wie kreativen Aspekten gründlich beriet und mir immer zur Seite stand. Vielen herzlichen Dank!


Kurz bevor es in die Probenphase ging, überlegte ich mir, dass ich eigentlich doch lieber Musiktheaterregie studieren möchte, worin mich das Projekt bestätigt hat – denn ich konnte die Unterschiede von Film und Musiktheater ganz konkret erleben. Es war eine tolle Erfahrung, mit den Sängern und Musikern zu arbeiten und hat unfassbar viel Spaß gemacht!